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„Es wäre schön, wenn alle meine Freunde aus Gegenwart und Vergangenheit nach einem Weilchen zu einem Fest zusammen kommen würden, à la Bauhaus, und tränken, lachen, sich liebten. Dann werde ich bestimmt dabei sein, mehr als im Leben. Es ist fruchtbarer als die Friedhofskapelle …“
Das von ihm so gewünschte und von seinen Freunden und Mitarbeitern getaufte „Grop-Fest“ fand tatsächlich 1970 – fast – an seinem ersten Todestag statt („fast“, da es wegen heftiger Unruhen in den USA um einige Tage verschoben werden mußte).
Nicht schwer zu erraten ist unser heutiges Geburtstagskind „Herr Bauhaus“.
Er würde nun 135 Jahre alt sein: Walter Gropius.
Die einleitenden Worte stehen tatsächlich so in seinem Testament, geschrieben 1933 – fast 40 Jahre vor seinem Tod. Geschrieben zu einer Zeit der großen Angst: Das „Bauhaus“ und der Nationalsozialismus, das passte nicht zusammen und auch Gropius lebte in permanenter Unsicherheit, was geschehen würde. Mit ihm, mit seiner Familie.
Wenig später immigrierten sie, zunächst nach London, dann in die USA.
Deutscher Werkbund, “Novembergruppe”, “Arbeitsrat für Kunst”, “Gläserne Kette”: Gropius war in nahezu allen wichtigen Gruppen und Verbänden vertreten, oft in hoher Position. 1923/24 war er Mitgründer der Architektengruppe “Der Ring”. Aus dieser leitet sich bekanntermaßen der Zusatzname „Ringsiedlung“ ab.
Hier, in der Ringsiedlung, errichtete er drei Zeilenbauten: Zwei beidseitig des Jungfernheideweges und einen in der Goebelstraße – direkt an die „Siedlung Heimat“ (von Hans Hertlein für Siemens gebaut) angrenzend.
Die Gropius-Bauten trennt optisch nichts, administrativ jedoch befindet sich die kürzere, östliche Zeile am Jungfernheideweg in Charlottenburg, die beiden anderen in Spandau, genauer in Siemensstadt. Die drei Zeilen gehören komplett zum UNESCO-Weltkulturerbe „Großsiedlung Siemensstadt (Ringsiedlung)“ der „Berliner Moderne“.
Auf Spandauer Seite hat Gropius mit der Zeile am Jungfernheideweg die größten Wohnungen errichtet. Die fast 70qm waren nach damaligen Vorgaben für bis zu sechs Personen vorgesehen gewesen.
Mit dem Wohnbau an der Goebelstraße verwirklichte er mit die kleinsten Wohnungen und auch das einzige Laubenganghaus der Siedlung (die Seite der Laubengänge ist öffentlich leider nicht einsehbar). Genau wie der „Lange Jammer“ von Otto Bartning, musste Gropius diese Zeile in Ost-West-Richtung bauen. Und, wie Bartning auch, mußte er sich die Kritik der Monotonie, des „das käme heute durch keinen Bauausschuß“ für seine lange Zeile am Jungfernheideweg, gefallen lassen (sie ist, nach Bartnings, auch die zweitlängste der Siedlung).
Seine Bauten in der „Großsiedlung Siemensstadt (Ringsiedlung)“ fallen in die Zeit 1929-31. Ein Jahr vorher hat er seinen Vertrag als Leiter des Bauhaus aufgelöst und arbeitete nunmehr als freischaffender Architekt.
Zu diesem Zeitpunkt vertrat er bereits öffentlich die Meinung, dass das Wohnungsproblem nur mit dem Hochhaus als Wohnhaus zu lösen sei. Eine Meinung die konträr zu den hier zu erstellenden Gebäuden lag. Das Baurecht ließ allerdings keinerlei Spielraum, diese Möglichkeit auch nur zur Diskussion zu stellen (tatsächlich wurden Hochhäuser als Wohnhäuser erst 1955 zugelassen, vorher durften vereinzelt Bürogebäude oder, sehr selten, hohe Wohngebäude nur mit Ausnahmegenehmigung errichtet werden).
An seinen Hochhausträumen hielt er fest, hat mit dem MetLife-Building in New York Geschichte geschrieben.
In Berlin errichtete er nach dem Krieg einen Zeilenbau zur Interbau ’57 im Hansaviertel, das Gebäude des Bauhaus-Archiv und natürlich die Gropiusstadt – mit ihren Hochhäusern.
P.S.
Oft als müder Witz angesehen, aber (leider) auch heute noch wahr:
Weimar(!). Bahnhof. Als Ziel zum Taxifahrer „Zum Bauhaus, bitte“. Wenig später halten wir – vor dem Baumarkt. April 2017.
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