
Eine ungewöhnliche Anfrage einer tollen Institution erreichte mich vor wenigen Wochen.
Die Berlin Brandenburg International School bat mich, zum Jahrestag des Mauerfalls eine besondere Führung auszurichten:
„Wir möchten zum Jubiläum des Mauerfalls innerhalb einer Projektwoche den Geschichts- und Kunstunterricht verbinden. Ich habe gelesen, dass Sie auch Photowalks anbieten. Das hört sich genau richtig an. Zwar haben wir zwei Mädchen, die Fotografie als Hobby betreiben (also eine gute Kamera besitzen) aber grundsätzlich sind Handies vorgesehen.
Es ist eine kleine 10. Klasse mit Schülern aus vielen Nationen, daher englischsprachig. Wir dachten an etwa zwei Stunden.
Können Sie uns da etwas anbieten?“
Zwei Vorschläge habe ich ausgearbeitet, geeinigt haben wir uns auf eine Tour entlang des ehemaligen Mauerstreifens Potsdamer Platz bis Brandenburger Tor.
Aber natürlich nicht mit dem „üblichen“ Inhalt 😉
Die Schüler sollten ein Gefühl für die Dimension der Sperranlagen bekommen. Unterstützt mit historischen Aufnahmen begaben wir uns auf die Suche nach Relikten.
Es gibt mehr als man denken mag. Abseits des Trubels am Potsdamer Platz, am versteckt gelegenen Wachturm begannen wir.
In den Hinterhöfen sind noch Teile der Vormauer zu sehen und bilden gute Orientierungspunkte für den Vergleich mit den historischen Bildern.
Von einem Rest der Vormauer auf dem Leipziger Platz gingen wir zu einem Teilstück der bekannten Mauer. Diese Distanz zu erlaufen gab Allen eine Idee der Dimension des Grenzstreifens. Deutlicher als es ein Bild kann.
Entlang des Weges zum Brandenburger Tor eine weitere, große Aufgabe:
Wie gehen wir mit dem Gedenken um?
Drei Mahnmale: Holocaust, Homosexualität, Sinti/Roma.
Für jedes dieser Gedenkstätten bekamen die Jugendlichen einen Zeitrahmen sie zu erkunden: Fotografisch und auf ihre jeweilige emotionale Wirkung hin. Jedes Mal im Anschluß Erklärungen meinerseits mit Diskussion.
Zum Abschluß der Vergleich: Dimension, Platzierung, emotionale Wirkung.
Haben die Schüler eine „Wertigkeit“ wahrgenommen? Oder hat Größe und Platzierung keinen Einfluß auf die Wirkung? Oder …
Unglaublich kluge Gedankengänge mit Teils überraschenden Anmerkungen haben mich überaus positiv erstaunen lassen.
Der PhotoWalk gab den Schülern viel Stoff zum weiterarbeiten:
Fragestellung: Der Umgang mit der Historie. Gelungen?
– Vor dem Mauerbau. So würde an dieser Stelle ausgesehen. Am Beispiel eines modernen Stadtplans in Germania-Version.
– Der Grund für die Mauer (besser: Die Begründung).
– Nach dem Mauerfall: Untersuchung und Vergleich von Mahnmalen gegen Verfolgung und Gräueltaten der Nationalsozialisten an drei Gruppen.
– Und selbstverständlich die „Geschichte“ der Mauer.
Es waren positiv fordernde zwei Stunden. Herzlichen Dank an die BBIS für die ungewöhnliche Anfrage:
Ich hoffe, weitere Schulen, Gruppen oder Organisationen folgen der Idee.
Ein besonderer Dank gilt Frau Kruschinski für die Anfrage, den begleitenden Lehrkräften und selbstverständlich den Schülern.
Sind Sie an einer ungewöhnlichen Gruppenführung interessiert?
Oder an Stadtführungen zu unbekannten Orten?
Informationen dazu finden Sie auf meiner Website Mann mit Hut Touren.
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